Komponist

Delnuis Musik ist durch zarte, nach Innen gewandte Momente charakterisiert. Zerbrechliche Klanginseln, die – obwohl scheinbar unbewegt – von innerem Leben erfüllt sind.

Seine Werke wurden in Festivals wie Gaudeamus Muziekweek (Amsterdam), Saint-Petersburg International New Music Festival reMusikOstbelgienfestival (Eupen) und Ars Musica (Brüssel) aufgeführt.

Über das Komponieren

Der Mensch nimmt sich durch die Verbindung zu jemand anderem oder zu etwas anderem wahr. Die Sonne auf der Haut reizt uns in einer bestimmten Art und Weise. Sie führt zu Wahrnehmung und findet bewusst oder unbewusst Eintritt in unsere Gedanken. Sie beeinflusst unseren Geist und unser Sein.

Durch die Beimischung von Reizen, werden die schon vorher präsenten Empfindungen und Gedanken, in veränderter Weise bewertet und verarbeitet. Prioritäten können sich verschieben, Sachverhalte eine neue Konnotation erfahren etc.

Das geschieht einfach so. Absichtslos.

In der Musik faszinieren mich die zarten und zerbrechlichen Momente, die innerhalb eines Klanges entstehen können. Durch das Annähern an die Grenzen des Spiel- und Hörbaren, entsteht aus dem Zusammenspiel zwischen der Intention des Interpreten und dem „Entstehen-lassen“ eine eigenartige, zerbrechliche und poetische Welt. Das geschieht einfach so, wenn Raum dafür geschaffen wird. Nicht absichtslos aber nicht vollständig kontrollierbar.

Bei der Wahrnehmung eines Kunstwerkes geht es weniger um das Werk, als vielmehr um den Rezipienten, der dem Werk durch seine Wahrnehmung zu einer neuen Existenz verhilft. Kunstwerke sind dazu geschaffen, sich durch sie auf eine neue und eigenartige Weise wahrzunehmen. Sich auf besondere Art zu spüren. Die Auseinandersetzung mit guten Werken öffnet verborgene innere Räume in den Menschen. Sie beunruhigt, bereichert, erneuert Ideen und hilft uns Verknüpfungen zwischen Sachverhalten, Dingen und Situationen herzustellen oder schon etablierte Verknüpfungen neu zu bewerten.

Kunst bringt uns dazu die Grenzen unseres Denkens, Fühlens und Seins stets neu zu verlegen, mit uns und der Welt neu zu verhandeln. Deshalb ist sie unverzichtbar, um das menschliche Sein und den Geist zu verfeinern und weiterzuentwickeln.

Die für mich tiefgehendste Weise diesem Prozess Raum zu geben, ist es, selbst als Künstler tätig zu sein. Ich denke, dass das der Grund ist, aus dem ich das mache.

Und dann ist da noch die Hoffnung. Die Hoffnung, dass andere Menschen meine Kunst als bereichernd erfahren und sie ihnen neue Denk- und Fühlräume erschließt.

Biografie

Wolfgang Delnui begann 1999, während seines Studiums am Institut de Rythmique Jaques-Dalcroze de Belgique, zu komponieren.

Ab 2002 studierte er Komposition in der Klasse von Robert HP Platz am Conservatorium Maastricht.

Wolfgang Delnui lebt in Ostbelgien. Um Neue Musik in dieser ländlichen Gegend zu fördern, gründete er gemeinsam mit seinen Komponistenkollegen Christian Klinkenberg und Paul Pankert 2018 die Vereinigung KL-EX.

Das Vergessen füttern

Musik strukturiert Zeiträume. Sie gibt der Zeit eine künstliche Gestalt. Durch Wiederholung, Variation und Kontrastierung gibt sie ihr ein spezifisches Relief.

Dadurch macht sie Zeit erinnerbar. Wir erinnern uns durch die Musik an eine Zeit. Das meiste davon wird rasch wieder vergessen. Deshalb ist das Komponieren in erster Linie ein Füttern des Vergessens.

Das Vergessen sorgt dafür, dass ich dem Komponieren gegenüber eine unbefangene Haltung einnehmen kann. Darin liegt die Chance etwas zu wagen und neue Wege zu finden.

Es scheint mir wichtig das Vergessen zu füttern und doch zu fragen, was in Erinnerung bleibt und warum das so ist!

Das Erinnern oder auch Behalten (im Sinne von „sich zu eigen machen“) ist der Gegenpol. Was aus einer Musik bleibt und beansprucht Platz in der Erinnerung und damit in der Persönlichkeit des Hörers?

Ich fände es ideal, Werke zu komponieren, die bewusst mit dem Vergessen und dem Behalten umgehen und die Spannung zwischen den beiden ausbalancieren.

Aktuelle Projekte