Konsensverschiebungen, für Obertonsänger und Elektronik

Bei meiner Komposition „Konsensverschiebungen“, das ich speziell für den bekannten Stimmforscher und Sänger Wolfgang Saus geschrieben habe, handelt es sich um ein szenisches Werk für männlichen Obertonsänger und Elektronik.
Inhaltlich befasst sich das Werk mit dem Rechtsruck in der europäischen Politik.
In der aktuellen Fassung wird der Zuschauerraum durch acht Lautsprechern beschallt, welche um das Publikum herum positioniert sind. Zusätzlich steht ein kleiner Lautsprecher neben dem Sänger auf der Bühne. Dieser Lautsprecher ist auf einem Mikrophonstativ montiert. Musikalisch basiert die Komposition auf der „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven. Wobei das Werkes mit einer Genese beginnt. Atem, Hauchen und Rauschen eröffnen die Komposition und bereiten die Grundlage für Obertongesang und zahlreiche andere Vokaltechniken in einem sich verdichtendem Klangraum.

Kommunikation besteht erst zwischen dem Sänger und dem Raum. Nach und nach nimmt der Lautsprecher auf der Bühne einen immer wichtigeren Platz ein. Er wiederholt Passagen, die der Sänger während seiner Performance gesungen hat, speist sich also aus seiner Stimme. Spätestens ab dem Moment, in dem er mit dem Sänger im Duett singt, ist der Bühnenlautsprecher als Person eingeführt. Sprachfetzen verdichten sich immer mehr und enthüllen immer mehr die rechte Gesinnung dieser Person. Gegen Ende des Stücks verlässt der Sänger die Bühne und überlässt dem Bühnenlautsprecher und damit Zitaten von rechtsextremen und rechtspopulistischen Politkern den Raum.
Zusätzlich zu den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Bezügen, ist es auch Anspruch der Komposition neue Vokaltechniken zu entwickeln und exemplarisch anzuwenden, um die menschliche Stimme im Musiktheater vielfältiger und vor allem differenzierter einzusetzen.

“Konsensverschiebungen” entstand im Auftrag des Meakusma-Festivals und wurde am 8.9.2018 durch Wolfgang Saus uraufgeführt. Seitdem hat das Werk einige Aufmerksamkeit erfahren:
Das Institut für Demokratiepädagogik (IDP) aus Eupen (B) hat das Werk durch den Regisseur und Grimme-Preisträger Hans-Erich Viet filmen lassen, um es für die politische Bildung nutzbar zu machen. Zusätzlich haben das IDP gemeinsam mit mir ein pädagogisches Arbeitsheft entwickelt, das den Film begleitet und kostenfrei heruntergeladen werden kann.

Der Film wurde 2024 auf dem Educational Film Festival (TREFF) in Tromsø (Norwegen) gezeigt und der Sender BR-Klassik (Bayrischer Rundfunk) besprach das Werk ausführlich in seiner Horizonte-Sendung vom 27. Februar 2024.
Die technische Realisation von “Konsensverschiebungen” übernahm das “Centre Henri Pousseur” aus Lüttich (B).

Links:

Konsensverschiebungen Film

Download des Pädagogisches Arbeitshefts

Bericht des IDP zum Educational Film Festival TREFF

Wolfgang Saus über "Konsensverschiebungen"